
Was zum Teufel ist Nerz-Kaschmir?
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Nun ja... es ist weder Nerz noch Kaschmir; als Faser existiert Nerz-Kaschmir eigentlich nicht. Und das, obwohl schäbige Websites mit der Expertise in der Herstellung von Nerz-Kaschmir-Garnen aus Fasern aus den Bäuchen der nicht existierenden „Nerz-Kaschmir“-Ziegen werben.
Vor einigen Jahren boten mir Lieferanten aus Fernost Nerz-Kaschmir-Pullover an. Da ich ein Pullover-Kenner bin, fragte ich natürlich nach ...
- Wie hoch ist der Anteil von Nerz im Vergleich zu Kaschmir?
- Wie werden Nerzfasern gewonnen?
- Die Fasern von Nerz sind zu kurz, um daraus Garn herzustellen. Deshalb werden Nerze normalerweise wegen ihres Fells und der Herstellung von Pelzprodukten gezüchtet und gejagt.
- Wie würden die beiden unterschiedlichen Fasern zu einem Garn vermischt?
Ich informiere diese Lieferanten im Voraus darüber, dass ich meine Garne vor der Produktion im Labor testen lasse. So weiß ich im Voraus, wie hoch der Faseranteil (tierisch vs. synthetisch) ist und welche Tierart die Garne enthalten.
Ich bekam nur Schweigen.
„Schickt mir ein paar Nerzpullover- oder Garnproben, damit ich sie testen kann“, drängte ich sie. Nein … das wollten sie nicht. Jetzt weiß ich warum.
Vor einigen Jahren wurde ein offensichtlich psychotischer Landarbeiter in China dabei gefilmt, wie er kleinen Kaninchen mit den Händen Fellbüschel ausriss. Die plötzlich haarlosen, rosahäutigen Kaninchen zitterten daraufhin in ihren Käfigen. Die Welt war empört – und das zu Recht.
Große Bekleidungsmarken weltweit strichen umgehend alle Angoraprodukte aus ihren Katalogen. Ihre Kunden würden sie nicht kaufen, und die Unternehmen brauchten Zeit, um die Herkunft der Angorawolle für zukünftige Produkte zu prüfen.
Angora-Farmer im Fernen Osten hatten plötzlich keine Kunden mehr und vermarkteten Angora-Garn in „Nerz-Kaschmir“. Ein Unternehmen ging sogar so weit, sein Garn als aus der angeblich exotischen Nerz-Kaschmir-Ziege hergestellt zu beschreiben. Man stelle sich vor, man würde Nerz mit Ziegen kreuzen.
Die Antwort lautet also: Was als „Nerz-Kaschmir“ bezeichnet wird, ist normalerweise eine Mischung aus einem gewissen Anteil Angorakaninchenhaar und einem synthetischen Trägergarn, das dafür sorgt, dass die Angorafasern beim Stricken nicht reißen und das Kleidungsstück seine Form behält.
Aber Vorsicht beim Kauf! Asiatische Händler verkaufen Pullover oft als Mohair oder Nerz-Kaschmir, obwohl es sich oft nur um Kunstfasern handelt. Verlassen Sie sich also nicht auf den Namen, sondern recherchieren Sie die tatsächliche Zusammensetzung des Pullovers. Wenn diese nicht beschrieben ist, kaufen Sie ihn nicht.